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290 - Franz Eggenschwiler - Letzte Aquarelle (2.10.2004 - 30.10.2004)

«Ohne Titel», 1992 / 2000
Aquarell
14,8 x 10,8 cm

Vernissage
Samstag, 2. Oktober von 14 – 17 Uhr

Ausstellung
2. bis 30. Oktober 2004

 

Erinnerungen an Franz Eggenschwiler

Von Christian R. Ragni, Galerist

Kennengelernt habe ich Franz Eggenschwiler bei einer Ausstellung in Burgdorf. Schon damals fiel mir auf, dass seine Stirn immer mit Schweissperlen bedeckt war.

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Balz Hilt wollte ihn zu einer Ausstellung nach Basel einladen - er war aber wegen seiner zahlreichen Projekte und seinem kürzlich abgebrannten Wohn- und Atelierhaus in Eriswil mit allerlei anderen Problemen beschäftigt.

Anlässlich eines zweiten Besuches in Eriswil entstand die Idee zur Gründung einer Stiftung die den Wiederaufbau des Hauses zum Ziel haben sollte. Diese Idee bildete die Basis zu einer langen, intensiven Freundschaft und Zusammenarbeit.

Wann immer ich Franz begegnete, arbeitete er voller Tatendrang an zahlreichen künstlerischen Projekten und engagierte sich gleichzeitig für den Neubau und die Stiftung.

Erst als die Grundmauern des Stiftungshauses standen und die Probleme mit Gläubiger-Banken, Versicherungen und Ämtern beseitigt schienen, fand ich ihn eines Abends im Atelier, still an seinen Aquarellen arbeitend. Dann hatte er erstmals keine Schweissperlen mehr auf der Stirn.

Wenn ihm auch zuweilen vorgeworfen wurde er sei ein unbändiger Kunstproduzent - davon zeugen etwa seine riesigen Auflagen oder die vielen Variationen von Druckgrafiken und Multiples - so sind doch in diesen letzten Aquarellen von Franz Eggenschwiler die grosse Einkehr, Sensibilität und Liebe zum handwerklich einzigartigen spürbar, die seit jeher seine grossen Werke kennzeichneten.

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Arbeit

Entscheidend für seine Kunst war die Tatsache, dass Franz Eggenschwiler in Kiesgruben, Bachbetten, Schrott- und Abbruchplätzen eine wertungsfreie Welt ohne moralische Vorbelastung und voller kreativer Freiräume entdeckt hatte - musste er doch in seiner Jugend durch die streng katholische Erziehung viele Tabus und Schuldgefühle in Kauf nehmen. Seine angestaute schöpferische Phantasie entflammte sich an der brachliegenden Dingwelt, die er durch Assemblagen neu belebte und die ihn zum Objektkünstler par excellence werden liess.

Er kombinierte Gefundenes mit von ihm Geschaffenem. Dadurch unterscheiden sich seine Werke ganz klar von den Objets trouvés der Surrealisten. Eggenschwiler wirkte nach der Devise «Man muss um die Ecken herumdenken. Die Erfolgreichen denken geradlinig, eingleisig. Und gerade ihre Erfolge sind es, die uns schliesslich in die Sackgasse führen».

Die Druckgrafik bildet einen Schwerpunkt in seiner künstlerischen Arbeit. Für den Holzdruck wird nicht wie beim Holzschnitt in Holz geschnitten, sondern die Formen werden auf eine furnierte Holzplatte übertragen, ausgesägt und für den Druck wieder zusammengesetzt.

Zwischen 1985 und 1987 zeigten mehrere Museen in Deutschland, Holland und der Schweiz eine Retrospektive, zu der auch ein Katalogbuch erschien.

 

«Man muss um die Ecken herumdenken.  Die Erfolgreichen denken geradlinig, eingleisig. Und gerade ihre Erfolge sind es, die uns schliesslich in die Sackgasse führen».