Die Radierung gehört zu den chemischen, Wärme erzeugenden Tiefdruckverfahren und wurde anfangs 16. Jahrhundert entwickelt.
Um eine Radierung zu fertigen wird eine glattpolierte, entfettete und erhitzte Metallplatte mit einer säurefesten Schicht, dem Ätzgrund oder Deckfirnis (bestehend aus Wachs, Harz und Asphalt) überzogen. Danach wird sie mit einer Räucherkerze oder Russfackel geschwärzt, damit die Zeichnung sichtbar wird, die mit einem Stift, an dessen Spitze eine stumpfe Radiernadel eingespannt ist, auf den Ätzgrund aufgetragen wird, indem die Nadel die Schicht durchdringt und das Metall freilegt, ohne es zu verletzen.
Will der Künstler eine Stelle korrigieren, so tut er dies, indem er die betreffende Stelle abermals mit Ätzgrund überdeckt. Die fertig radierte Platte wird an den Kanten und der Rückseite mit Asphaltlack abgedeckt und einem Bad aus Eisenchlorid oder Salpetersäure ausgesetzt. Die Flüssigkeit greift die Oberfläche dort an, wo die Radiernadel die deckende Firnisschicht entfernt, und das Kupfer freigelegt hat, und vertieft die Linien so lange, wie der Künstler es zulässt. Auf der Platte entsteht ein von der Säure graviertes Strichbild, dessen Tiefeätzung je nach Schärfe der Lösung langsamer oder schneller vorangeht (z.B. bei Salpetersäure bilden sich Bläschen, wodurch die Linien weniger fein und regelmässig werden als mit Eisenchlorid).
Nach dem Bad wird die restliche Schicht des Grundes entfernt, die Platte unter Erwärmen mit Druckerschwärze eingefärbt und sorgfältig wieder ausgewischt, damit nur in den geätzten Furchen Farbe zurückbleibt. Der Druck erfolgt auf befeuchtetes, saugfähiges Papier in der Tiefdruckpresse, in welcher Platte und Papier auf einem Laufbrett zwischen zwei Walzen aufeinandergepresst werden. Auf das Papier werden vorher Drucktücher (weiche, gewebte Wollfilzen) gehäuft: sie saugen die Feuchtigkeit auf, während das Papier zwischen den sich langsam drehenden Walzen dermassen stark (und dennoch weich) auf die gefurchte Metallplatte gequetscht wird, dass es, in die Vertiefungen gezwungen, die dort haftende Druckerschwärze restlos aufsaugt.
Um einen spannenderen Effekt des Lichts und der Tiefe zu erwirken, wird die mehrstufige Ätzung angewendet. Erst werden die feinsten und hellsten Linien in einem kurzen Bad geätzt und wieder mit Firnis bedeckt, um in einer zweiten Stufe die Ätzung der nächstdunkleren Tönung vorzunehmen. Auf solche Art ist jede nur denkbare Abstufung möglich, von den hellsten Lichtern gibt es dabei keine gibt es auch dabei keine allmählichen Übergänge, sondern stets nur Unterschiede der Dunkelheit von Stufe zu Stufe.
Manche Künstler nehmen ausserordentlich tiefe Ätzungen vor. Bei diesen sog. Tief-Ätzungen kommt neben den linearen und flächigen Effekten durch die grosse Mengen Farbe, die die Furchen füllt zusätzlich eine tiefe Reliefstruktur im oft besonders weichen Papierbogen dazu. Geätzte Furchen sind jeweils als Linien durchlaufend gleich stark und zeigen stumpfe Enden. Die minim unter die Ränder der Deckschicht dringende Säure bewirkt auf der fertigen Radierung den typischen, körnig wirkenden Linienrand, vergleichbar mit der Spur eines weichen Bleistifts auf rauem Papier. Diese Weichheit der Linie erleichtert die Unterscheidung der radierten Linie gegenüber der scharfen, exakten Linie von Stichen. Die Radierung legt dem Künstler keinerlei Zwang auf, was die Möglichkeiten der Darstellung betrifft, folgt der kleinsten Intention der Hand und erlaubt so eine spontane, unmittelbare Linienführung. Breit radierte Linien nehmen viel Druckerschwärze auf und drucken dunkel, flache und schmale fallen dünner aus, wirken fein und hell. Durch den hohen Druck, mit dem die Platte auf das befeuchtete Papier gepresst wird, ergibt sich auf der fertigen Grafik eine deutlich erkennbare Prägung und gleichzeitig ein feiner Plattenton, der von einem nicht ganz vollständigen Auswischen der Druckplatte herrührt und den grellen Kontrast zwischen Druckerschwärze und weissem Papier entschärft. Die Farbe haftet noch in trockenem Zustand erhöht auf dem Papier und die gedruckten Linien weisen scharfe Ränder auf, weil die Farbe seitlich nicht aus den Furchen herausquellen kann.
Unter den verschiedenen Metallarten wird heute Kupfer am meisten verwendet. Der moderne Maschinendruck erfolgt nicht mehr ab einer starren Druckform in der Handpresse, sondern die 3-4 mm dicke Druckplatte wird auf einen runden Zylinder aufgespannt oder sogar direkt auf den Kupferzylinder geätzt. Der moderne Tiefdruck wird in den neueren Verfahren mit einem fotografischen Zwischenschritt realisiert (Heliogravur, Raster, Offset).
Durch das häufige Auswischen und den starken Druck nutzt sich die Druckplatte schnell ab. Um dies zu verhindern wird diese meist vor dem Druck verstählt, um eine höhere Auflagenzahl zu erreichen.
Bis heute stellen zahlreiche Künstler Radierungen in allen Variationen und in Kombination mit anderen Drucktechniken her. Unter die alten Meister der Radierung sind Rembrandt und Dürer einzureihen, in der Klassischen Moderne glänzten Klee und Matisse, heute Günter Grass.