Die Weichgrundätzung gehört zu den chemischen, Wärme erzeugenden Tiefdruckverfahren und wurde um 1620 vom Schweizer Dietrich Meyer erstmals angewandt.
Auf die geglättete, polierte Metallplatte wird als Ätzgrund mit einer Walze eine weiche, klebrige Lackmasse (oder ein Gemisch aus Asphalt, Harz, Wachs & Talg) dünn aufgetragen. Auf diesen «weichen Grund» wird ein körniges raues Blatt Papier gelegt, auf das der Künstler mit Kreide, Farb- oder Bleistift in kräftigen Strichen zeichnet. An der Unterseite des Papiers bleibt die Lackmasse dort hängen, wo der Künstler Striche gezeichnet hat. Wird das Blatt nun weggenommen, liegt auf der Platte genau das Abbild der Zeichnung frei.
Die fertig bearbeitete Platte wird an den Kanten und der Rückseite mit Asphaltlack abgedeckt und einem Bad mit Eisenchlorid oder Salpetersäure ausgesetzt. Die Flüssigkeit greift die Oberfläche dort an, wo der weiche Grund am Papier kleben geblieben ist und das Metall freigelegt hat, und vertieft die Linien so lange, wie der Künstler es zulässt. Das auf der Platte entstandene, von der Säure gravierte Bild ist so subtil, dass der Druck der Zeichnung vollkommen ähnlich ist.
Nach dem Bad wird die restliche Schicht des Grundes entfernt, die Platte unter Erwärmen mit Druckerschwärze eingefärbt und sorgfältig wieder abgewischt. Der Druck erfolgt auf befeuchtetes, saugfähiges Papier in der Tiefdruckpresse, in welcher Platte und Papier auf einem Laufbrett zwischen zwei Walzen aufeinandergepresst werden. Auf das Papier werden vorher Drucktücher (weiche, gewebte Wollfilzen) gehäuft: sie saugen die Feuchtigkeit auf, während das Papier zwischen den sich langsam drehenden Walzen dermassen stark (und dennoch weich) auf die gefurchte Metallplatte gequetscht wird, dass es, in die Vertiefungen gezwungen, die dort haftende Druckerschwärze restlos aufsaugt.
Die minim unter die Ränder der Deckschicht dringende Säure bewirkt auf dem fertigen Druck die typische, körnig wirkende Linie, die den Strich des ursprünglichen Malstiftes exakt wiedergibt. Vor allem der mit Kreide geführte Strich wird leicht mit der Kreidelithographie verwechselt. Die Weichgrundätzung weist jedoch durch den hohen Druck der Tiefdruckpresse im Papier eine Prägung in der Grösse der Druckplatte auf, während bei der Kreidelithographie mit der Lupe die Körnigkeit des Steins erkennbar ist. Ein feiner Plattenton, der von einem nicht ganz vollständigen Auswischen der Druckplatte herrührt, entschärft den grellen Kontrast zwischen Druckerschwärze und weissem Papier. Die Farbe haftet noch in trockenem Zustand erhöht auf dem Papier und die gedruckten Linien weisen scharfe Ränder auf, weil die Farbe seitlich nicht aus den Furchen herausquellen kann. Die Linienbreite entscheidet je nach Breite über Helligkeit und Dunkelheit.
Neben völliger künstlerischer Freiheit in der Zeichentechnik bietet die Weichgrundätzung die Möglichkeit, beliebige Strukturen wiederzugeben: Stoffe, raue Papiere, Netze oder Leder können in den weichen Grund gepresst, und die entsprechenden Druckstellen geätzt werden.
Bei der Frottage (Abreibung, Naturselbstdruck, Materialdruck) werden rau strukturierte, reliefartige Oberflächen eingefärbt und auf Papier abgedruckt. Durch die Art der Einfärbung oder besondere Präparation des Papiers können mittels der Frottage verschiedenste Strukturen gedruckt werden.
Felicien Rops hatte bereits im 19. Jahrhundert besondere Höhepunkte der Weichgrundätzung geschaffen. Anfang 20. Jahrhundert verhalf Auguste Renoir der Technik wieder zu neuer Beachtung. Die Frottage wurde im 20. Jahrhundert durch Max Ernst bekannt.